Herr Meyer, der erste Bauabschnitt ist fertig, die historische Dömitzer Eisenbahnbrücke ist seit dem Sommer für Besucher geöffnet. Viele Menschen im Land kennen diese Brücke nur als verfallene Ruine, die man allenfalls im Rahmen spezieller Führungen betreten durfte. Was erwartet sie jetzt vor Ort?
Die Brücke ist jetzt bis einschließlich zum vierten Brückenbogen für jeden frei zugänglich. Wir konnten im ersten Bauabschnitt alle historischen Brückenpfeiler rekonstruieren und sanieren. Auch ist die Stahlkonstruktion in Gänze saniert worden. Auf einem Gehsteig in der Mitte der Brücke, einem sogenannten Skywalk, sind dadurch aktuell 130 Meter der Brücke begehbar. Wir sind jetzt in der Lage, den Skywalk im nächsten Bauabschnitt bis zum Brückenende an der Elbe weiter zu verlängern.
Warum ist die Sanierung dieser Brücke wichtig für die Region?
Die Dömitzer Brücke ist vor allem Zeitzeugin der deutschen Geschichte: Im Zweiten Weltkrieg wurde sie zerstört. Sie war und ist gleichzeitig ein Symbol der deutschen Teilung und ist aufgrund ihrer Geschichte ein landschaftsprägendes Bauwerk von nationaler Bedeutung – und das galt es für die nächsten Jahrzehnte zu erhalten. Zugleich liegt die Brücke mitten im länderübergreifenden UNESCO-Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe, das von Dessau bis Scharnebeck reicht. Mit dem Skywalk wird die Brücke also zu mehr als nur einem historischen Erinnerungsort: Sie bietet auch einen ganz neuen Blick in die Natur, ohne dass man dafür das Naturschutzgebiet betreten muss, und macht die Bedeutung für die gesamte Region deutlich.
Ein denkmalgeschütztes, lange verfallenes Bauwerk mitten im Naturschutzgebiet: Das ist alles andere als ein Standard-Bauprojekt. Welche Herausforderungen hat das mit sich gebracht?
Es war wichtig, dass sich die Restaurierungsarbeiten nicht schädlich auf die umliegende Natur auswirken. Deshalb hat eine biologische Baubegleitung das Projekt betreut. Vor dem Bau mussten wir zum Beispiel einige seltene Pflanzen umsiedeln. Die größte Herausforderung war aber die historisch korrekte Sanierung der 16 Brückenpfeiler sowie der Brückenkonstruktion. Über die Jahre hat der Naturstein starke Risse bekommen. Die Steine zu ersetzen war aufwendig. Insgesamt belaufen sich die Kosten auf rund 7,5 Millionen Euro. Ohne Fördermittel des Landes und der EU, unter anderem vermittelt durch die NBank, sowie der weiteren Fördergeber hätten wir das nicht stemmen können.
Wie geht es jetzt weiter mit dem Umbau der Brücke zur Aussichtsplattform?
Wir wollen die Verkehrsanbindung zur Brücke und Parkplätze ausbauen, davon werden die Menschen und Unternehmen in der Region profitieren. Wir planen außerdem einen barrierefreien Zugang mit Aufzug zum Skywalk. In einem Infozentrum möchten wir Besuchern die Bedeutung von Artenvielfalt, Natur und Landschaftsschutz für unsere Zukunft vermitteln und zugleich einen neuen Blick zurück auf die Geschichte der Brücke und unseres Landes ermöglichen.
Wie hat die NBank Sie bei diesem Projekt begleitet?
Die NBank hat uns mit dem Förderprogramm „Landschaftswerte“ gefördert. Da wir die Auswirkungen auf die Natur möglichst gering halten wollten, mussten wir im Bauprozess ständig umplanen. Hierbei wurde auch deutlich, dass ein Projekt dieser Größenordnung für eine relativ kleine Kommunalverwaltung eine erhebliche Herausforderung darstellt. Die NBank stand uns dabei immer wieder beratend zur Seite, zum Beispiel wenn wir Anträge für die Förderprogramme ändern mussten.