Die niedersächsische Stadt Verden an der Aller intensiviert das Thema Inklusion. Mit dem ESF-Förderprogramm „Inklusion durch Enkulturation“ wurde das Projekt „Inklusiv VERbunden“ ins Leben gerufen. Dabei handelt es sich um ein inklusives Bildungs- und Vernetzungsprojekt mit dem Ziel einer hochwertigen Bildung und Teilhabe für alle.
Verantwortlich für die Förderung ist das Niedersächsische Kultusministerium, die NBank übernimmt die Umsetzung. Im Interview berichtet Lutz Brockmann, Bürgermeister der Stadt Verden, von den Zielen und Erfolgen des Projekts.
Herr Bürgermeister Brockmann, seit wann und wie setzen Sie in Verden Ihr Projekt inklusiv VERbunden um und was sind das im Einzelnen für Projekte?
Im Jahr 2008 sind wir in Verden mit unserem Projekt gestartet. Drei Kita-Leitungen nahmen an einer Langzeitfortbildung des Projektes „Inklusive Menschenrechte“ der Bildungsvereinigung Arbeit und Leben teil.
Die Begeisterung der Leitungskräfte führte dazu, dass erste komplette Kita-Teams das Angebot annahmen. Wachsendes Interesse führte 2012 zu einem eigenen Verdener Projekt „Inklusiv verbunden“, ebenfalls aus dem ESF-Programm „Inklusion durch Enkulturation“ gefördert.
Langzeitfortbildung im Team fördert eine inklusive Haltung, einen wertschätzenden Umgang und stärkt die Kompetenzen, alle verschiedenen Kinder individuell und wirksam zu fördern.
Derzeit bestehen mehrere Bildungsnetzwerke aus formalen (Kita, Schule, Ganztagsangebote) und informellen Lernorten (Vereine, soziale und kulturelle Einrichtungen, Gemeinwesen).
Ziel ist es, ein gemeinsames Bildungsverständnis zu entwickeln und allen Kindern einen gelingenden Bildungsweg zu ermöglichen. Ein Beispiel ist das inklusive Tanzprojekt zum Stadtjubiläum vor dem Rathaus mit fast tausend Zuschauern. Über 100 sehr verschiedene Menschen aller Generationen - von Kleinkind bis Greis – tanzten die Geschichte der Vereinigung von Norder- und Süderstadt.
Was hat Sie bewogen, Ihr Projekt inklusiv zu gestalten und was hat sich in Verden dadurch verändert und entwickelt?
Ziel und Ergebnis sind mehr Bildungsgerechtigkeit, mehr Miteinander und mehr Zusammenhalt in einer zunehmend vielfältigeren Stadt.
„Eine inklusive Haltung und Pädagogik erleichtert die Arbeit“ berichtete mir eine erfahrene Kita-Erzieherin. Der menschenrechtsorientierte Ansatz vermittelt interkulturelle Kompetenz und stärkt die Verantwortlichen im Alltag, bei aller Verschiedenheit wirksam und effizient Regeln durchzusetzen.
Zentraler Erfolg ist die breite Anerkennung der Kitas als Bildungseinrichtung und deren aktive Mitwirkung in der Bildungszusammenarbeit mit Schulen und Eltern.
Welches sind Ihre nächsten Vorhaben und Planungen?
Mit reger Beteiligung und Unterstützung des Rates erarbeitet die Stadt aktuell einen Aktionsplan Inklusion. Der nächste Förderantrag ist in Vorbereitung. Mit Unterstützung der NBank wollen wir die Inklusion in Verden vertiefen und verbreitern. Alle Kitas sollen sich zu inklusiven Familienzentren entwickeln und alle Bildungsnetzwerke für unsere Stadt ein gemeinsames inklusives Bildungsverständnis formulieren.
Was sind Ihrer Erfahrung nach die wichtigsten Aspekte, die interessierte Kommunen bei der Antragstellung unbedingt berücksichtigen sollten?
Holen Sie sich praktischen Rat aus existierenden Projekten im Programm „Inklusion durch Enkulturation! Beachten Sie den weiten Inklusionsbegriff! Es geht nicht ausschließlich um Schule oder um Integration von Menschen mit Beeinträchtigung, sondern vor allem um die Entwicklung einer inklusiven Haltung, die der Vielfalt von Menschen wertschätzend gerecht wird. Nutzen Sie externe fachliche Impulse und Fachberatung! Geben Sie Ihren pädagogischen Kräften ausreichend (Arbeits-) Zeit für eine Langzeitfortbildung im Team! Und beginnen Sie mit den Führungskräften! Starten Sie in den Kitas, den ersten und wichtigsten Bildungseinrichtungen, die wir haben.
Weitere Informationen zum Projekt finden Sie auf der Website der Stadt Verden.
Informationen zum Förderprogramm "Inklusion durch Enkulturation".