Aus dem Labor in die Praxis
Hochschulen legen mit ihrer Forschung oft den Grundstein für Veränderungen in Wirtschaft und Gesellschaft. Die Herausforderung: Aus Ideen, die unter Laborbedingungen funktionieren, müssen Lösungen für die Praxis werden. Die Hochschule Ostfalia hat einen Roboter entwickelt, der das Recycling von Batterien für E-Autos revolutioniert. Experten der NBank haben Chancen und Risiken der Robotik-Lösung untersucht – und eine passgenaue Finanzierung gefunden.
Die Verkehrswende ist in vollem Gange: Das Aus für den klassischen Verbrennungsmotor ist so gut wie beschlossene Sache. Forscher und Autobauer arbeiten daher mit Hochdruck an innovativen Lösungen für die E-Mobilität. Allerdings liegt die Tücke oft im Detail.
Woher kommen die Rohstoffe für all die Elektroautos? Und was passiert mit all den Batterien, wenn sie das Ende ihrer Lebensdauer erreicht haben? Viele Fragen sind noch unbeantwortet. So stecken etwa die Recyclingprozesse für Batterien noch in den Kinderschuhen. Mit bloßem Auge ist oft nicht erkennbar, wie es um eine E-Auto-Batterie bestellt ist – es ist unklar, ob sich das Recycling einzelner Bestandteile lohnt, um welchen Batterietyp es sich handelt und wie dieser zu demontieren ist. Die Folge: Der erste manuelle Recyclingschritt ist heute zumeist ein kräftiger Schlag mit dem Hammer. Ein solches Recycling per Hand ist nicht nur wenig zeitgemäß – es stößt bei steigender industrieller Produktion von E-Autos auch an Kapazitätsgrenzen.
An einer Lösung für dieses Problem arbeitet die Ostfalia Hochschule. Das Institut für Produktionstechnik hat einen Recyclingroboter entwickelt, der Batteriegehäuse effizient und sicher öffnen und mithilfe künstlicher Intelligenz die einzelnen Bestandteile der Batterien sauber trennen kann. Im Hintergrund des Demontageprozesses läuft eine Datenbank, die den Roboter mit Informationen zum Gebrauchszustand und zum Produktionstyp der Batterie versorgt. So weiß er, ob sich ein Recycling lohnt und worauf es bei der Demontage zu achten gilt.
„Das Projekt Recycling 4.0 ist für die Zukunft der E-Mobilität, aber auch für den Forschungs- und Wirtschaftsstandort Niedersachsen von überragender Bedeutung.“ Georg Kusch, Team Forschung, Transfer & Gründung
Die Hochschule ist dabei auf öffentliche Fördermittel angewiesen, berichtet Professor Holger Brüggemann, der an der Ostfalia Hochschule das Institut für Produktionstechnik mit dem Schwerpunkt Robotik leitet. „Wir brauchen die Landesförderung, um durch eine gute Ausstattung qualifizierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zu gewinnen“, sagt Brüggemann. Die Technologie aus dem Versuchslabor könne dann bald das Recycling von E-Batterien modernisieren: „Die Roboter werden in der Nutzung und Programmierung einfacher und in der Bedienung intuitiver“, sagt Brüggemann.
Die NBank hat das Potenzial des Projekts nach einer eingehenden Analyse der Markttrends erkannt – und fördert es nun als Teilprojekt im Verbund mit weiteren Hochschulen der Region. „Für uns zählt, dass aus der akademischen Forschung ein praktischer Nutzen entsteht“, sagt Georg Kusch, Berater der NBank für Forschung, Transfer und Gründung. Hier fiel das Ergebnis der Analyse eindeutig aus: „Das Projekt Recycling 4.0 ist für die Zukunft der E-Mobilität, aber auch für den Forschungs- und Wirtschaftsstandort Niedersachsen von überragender Bedeutung.“
Förderung für Forscher
Woher kommen die Fördermittel?
Die Mittel des Förderprogramms „Innovation durch Hochschulen“ kommen von der EU und vom Land Niedersachsen.
Wer wird gefördert?
Förderfähig sind Fachhochschulen, Universitäten und außeruniversitäre Forschungseinrichtungen wie öffentliche Einrichtungen und Vereine.
Wie funktioniert das Programm?
Die Fördersumme beträgt höchstens 60 Prozent der förderfähigen Kosten, weitere 20 Prozent dürfen aus Landesmitteln hinzukommen. Projekte zum Klimaschutz in Mooren können sogar 100 Prozent Förderung erhalten, wenn die Trägerinstitute staatlich sind.
Worauf müssen Antragstellende achten?
Forschungsprojekte müssen anwendungsorientiert sein und in Kooperation mit regionalen Unternehmen oder im Verbund mit anderen Einrichtungen stattfinden. Förderfähig sind auch Angebote der Gründungsberatung, Wissens- und Technologietransfer sowie Innovationen für Klimaschutz und Moore.