Das Jahr 2021 war von der Corona-Pandemie, von Lockdowns und Neustarts geprägt. Über die Aufgabe von Förderung und die erzielten Erfolge in einer solchen Ausnahmezeit berichtet der Vorstand der NBank.
Herr Kiesewetter, hat die NBank 2021 erfolgreich gearbeitet?
Kiesewetter: Den Erfolg einer Förderbank kann man an dem Umfang des Fördereinsatzes bemessen. Letztes Jahr haben wir gegenüber dem Vorjahr ein fast verdoppeltes Fördervolumen bearbeitet und bewilligt. Es war ein Sprung von gut 3 Milliarden Euro auf fast 6 Milliarden Euro. Um die Dimension zu erfassen: Noch 2019 lag die Gesamtfördersumme bei rund 930 Millionen Euro. Wir können also mit Bestimmtheit sagen, dass wir sehr erfolgreich waren.
Herr Dr. Meier, wie arbeitet eine Förderbank im andauernden Krisenmodus?
Dr. Meier: Um das Erreichte zu schaffen, haben wir 2021 noch einmal mehr als 70 neue Kolleginnen und Kollegen eingestellt. Das Onboarding und die Einarbeitung der neuen Mitarbeitenden zu leisten, war eine große Herausforderung. Coronabedingt arbeiteten die meisten ja im Homeoffice, viele machten im zweiten Jahr in Folge zahlreiche Überstunden. Tägliche Kontakte waren nicht mehr selbstverständlich. Heute arbeiten in der NBank bereits 675 Menschen, alle werden gebraucht.
Kiesewetter: Um angesichts dieser Zuwächse voll handlungsfähig zu sein, haben wir massiv umgebaut. Unsere IT-Sicherheitsstruktur ist gehärtet. Wir sind heute komplett Homeoffice-fähig. Damit verfügen wir über zukunftsstarke Strukturen.
Wie erging es Gründungen letztes Jahr?
Kiesewetter: Ungeachtet der Umstände war und ist die Start-up-Szene in Niedersachsen sehr lebendig. Wir fördern gezielt Gründungsinfrastruktur wie Start-up- Zentren und DigitalHubs, um Innovationen zu erleichtern. Dies wurde gut nachgefragt. Darüber hinaus bekommen Gründerinnen und Gründer im Land von uns Unterstützung durch Beratung, durch den Niedersachsen-Gründerkredit und das Gründungsstipendium. 214 Gründungen und Jungunternehmen wurden 2021 mit insgesamt 10 Millionen Euro gefördert. Sehr erfolgreich war erneut der MikroSTARTer für Soloselbstständige und kleinste Firmen. Das Programm wird auch in der neuen Förderperiode fortgesetzt.
Dr. Meier: Die anhaltende Gründungsdynamik spiegelt sich auch in unserem Beteiligungsgeschäft. 2021 sind wir bei 38 Unternehmen neue Beteiligungen eingegangen, 20 davon waren Start-ups. Die Bereitstellung von Eigenkapital war in Corona-Zeiten willkommen, weil private Investoren in der Krise zunächst zurückhaltender waren. In der Summe haben wir heute 89 Beteiligungen in den unterschiedlichsten Branchen im Portfolio. Dies werten wir als Erfolg unseres Beteiligungsangebots, das Unternehmen über die ganze Lebensphase, von der Gründung bis zur Nachfolge, adressiert. Unter Corona blieb der Arbeitsmarkt dank Kurzarbeit und Überbrückungshilfen vergleichsweise stabil.
„Wir haben unseren Förderauftrag – bei einem um fast 100 Prozent gestiegenen Fördervolumen – erfüllt. Das ist das Verdienst der unermüdlich tätigen Menschen hier in der Bank.“ Michael Kiesewetter, NBank, Vorstandsvorsitzender
Welche Schwerpunkte hatte die NBank-Arbeitsmarktförderung?
Dr. Meier: Nun, das Thema Fachkräftemangel hat sich trotz der Krise weiter verschärft. Diese Entwicklung sehen wir allerdings seit Jahren, deshalb bildet Fachkräfteentwicklung einen konstanten Schwerpunkt unserer Förderung. Große Programme sind hier die Fachkräftebündnisse, Weiterbildung in Niedersachsen und die Meisterprämie. Mit hoher Kontinuität unterstützen wir zudem Projekte zur beruflich-sozialen Integration, insbesondere für Jugendliche. Arbeitsmarktförderung ist also eine beständige Aufgabe, genau mit dieser Aufstellung wird sie gebraucht. Zu nennen ist zudem der anhaltende Erfolg des sogenannten Aufstiegs-BAföG. Mit 15.000 Bewilligungen nutzten noch mehr Menschen denn je das Programm für einen weiterführenden Berufsabschluss. Trotz oder wegen Corona, das Instrument kommt sehr gut an.
Wie entwickelte sich die Infrastrukturförderung?
Kiesewetter: Auch in diesem Bereich gab es Kontinuität, unter anderem sind der Ausbau von Breitband- und Gigabitnetzen sowie Infrastrukturkredite für Kommunen bedeutsam. Zudem wird der Klimaschutz immer stärker ein Thema. Letztes Jahr förderten wir beispielsweise Projekte zur grünen Wasserstofftechnologie. Neu gibt es das Sonderprogramm Stadt und Land zum Ausbau der Radverkehrsinfrastruktur, also grüner Mobilität. Das Thema Klimaschutz wird uns – über alle Förderbereiche hinweg und im Unternehmen – stärker beschäftigen. Anders geht es auch nicht angesichts des im Februar veröffentlichten Berichts des Weltklimarats IPCC zu den Auswirkungen des Klimawandels.
Wird Klimaschutz in der Städtebauförderung bedacht?
Dr. Meier: Auf jeden Fall. Auch die Städte stehen angesichts des Klimawandels vor großen Aufgaben. Wie lässt sich die Klimabilanz älterer Bausubstanz verbessern? Neben Sanierung wird man bei einer klimaneutralen Wärmezufuhr ansetzen müssen. Letztes Jahr wurde die Deutsche Städtebauförderung 50 Jahre alt. Das Programm von Bund und Ländern ist beispiellos, um Ortskerne und Quartiere zeitgemäß zu entwickeln. Für die nächsten Jahre ist nachhaltige Entwicklung ein klares Förderziel. Es geht hier um Klimaschutz, aber auch um soziales Quartiermanagement und den Erhalt lebendiger Städte. Entscheidend ist hier der Ansatz, den Blick jeweils auf ganze Quartiere zu richten.
Mit welchen Instrumenten wurde gefördert?
Kiesewetter: Zuschüsse waren unverändert das Instrument der Pandemie. Mit 4,6 Milliarden Euro hat sich ihr Umfang gegenüber 2020 verdreifacht, verteilt auf rund 40 Hilfs- und Überbrückungsprogramme. Aber auch die reguläre, nicht coronabedingte Förderung haben wir hochgefahren. 28.600 Bewilligungen und 1,2 Milliarden Euro Fördervolumen an Darlehen und Zuschüssen bedeuten auch hier einen Höchstwert. Insgesamt wurden starke Impulse für Stabilität wie auch für Investitionen gesetzt.
Dr. Meier: Unter den Wirtschaftsförderdarlehen machte der Niedersachsen-Schnellkredit für kleine Unternehmen mit 1.225 Bewilligungen zahlenmäßig den größten Anteil aus. Diese Förderung dient ausdrücklich der Wiederaufnahme der Investitionstätigkeit. Um dies zu erreichen, stellen wir die vergebenden Hausbanken von der Haftung frei. Das Programm läuft noch bis Juni 2022.
„Die Themen Wohnen und Quartiersentwicklung sind zentrale Zukunftsaufgaben. Dabei rückt der Klimaschutz neben den sozialen und wirtschaftlichen Fragen immer mehr in den Vordergrund.“ Dr. Ulf Meier, NBank, Mitglied des Vorstands
Was war der Schwerpunkt in der Wohnraumförderung?
Dr. Meier: Hier liegt unsere Aufgabe vor allem in der Stärkung des sozialen Wohnungsbaus. Bei den steigenden Baukosten gewinnt Förderung hier immens an Bedeutung. 2021 wurden 2.149 Wohnungen mit Darlehen und Zuschüssen gefördert, darunter auch Wohnheime für Studierende. Ende 2021 wurden die Bedingungen für sozialen Wohnungsbau noch einmal deutlich verbessert. Der Zuschussanteil wird attraktiver. Damit ist Niedersachsens Wohnraumförderung wirklich vorbildlich, das wird uns auch aus anderen Bundesländern gespiegelt. Wir planen 2022 eine Kampagne, um dies prominent zu kommunizieren. Erreichen möchten wir Privatinvestoren und Stiftungen, die neben einer sicheren Rendite das Gemeinwohl im Blick haben.
Was plant die NBank noch für die Zukunft?
Kiesewetter: Letztes Jahr ist die neue EU-Förderperiode gestartet. Der Peak bei der Einführung kommt jedoch dieses Jahr. In stetigem Rhythmus kommen neue Richtlinien, die wir in Förderprogramme umsetzen. Dafür bauen wir gerade ein neues Kundenportal, über das alle Zuschüsse der neuen Förderperiode abgewickelt werden. Wir können auf diese Weise Förderungen in Zukunft rein digital und medienbruchfrei abbilden. Die NBank ist gleichzeitig viel mehr als EU-Förderung. Wir sind eine beratende Bank, wir kennen das gesamte Förderspektrum inklusive der Landes- und Bundesprogramme. Für die Entwicklung geeigneter Förderinstrumente haben wir viel Potenzial. Hier gibt es Spielräume, denn nicht zuletzt sind wir eine Bank, die zum Beispiel mit Krediten und Beteiligungen aktiv werden kann. Dieses Potenzial ist bei Weitem nicht ausgeschöpft.
Was erwarten Sie für 2022?
Kiesewetter: Wir wissen nicht, welche Auswirkungen der Angriffskrieg auf die Ukraine haben wird. Es werden sich Prioritäten der Politik verändern. Dies hat Auswirkungen auf Deutschland, auf Niedersachsen. Die Politik wird eingreifen und den regulatorischen Rahmen setzen. Unsere Aufgabe ist es, lieferfähig zu sein, also schnell förderpolitische Instrumente anbieten zu können. Wir sind für neue Herausforderungen bereit.