Susanne Knorre hat als Wirtschaftsministerin im damaligen Kabinett Gabriel das Konzept und die Idee der NBank entwickelt und vorangetrieben. Im Jubiläums-Interview spricht sie darüber, welche Überlegungen zur Gründung der NBank führten, welche Herausforderungen es zu überwinden galt und warum Förderbanken heute wichtiger denn je sind.
„Die Bedeutung der Förderbanken wird auch in den nächsten Jahren steigen“ Prof. Dr. Susanne Knorre, Unternehmensberaterin
Nach Ihrer Vita befragt, winkt Susanne Knorre mit einem Lächeln ab – „das dauert doch zu lange.“ Daher hier die Kurzfassung: Sie bezeichnet sich als „Grenzgängerin“ zwischen Wirtschaft und Politik, ist Aufsichtsrätin, seit über 15 Jahren Unternehmensberaterin und seit 2007 auch Hochschuldozentin. Hinzu kommen über 10 Jahre Verwaltungserfahrung und drei Jahre als Wirtschaftsministerin im Kabinett Gabriel von 2000 bis 2003. Sie kennt beide Seiten gut – die Wirtschaft und die Administration. „Die NBank passt da als Institution gut ins Bild“, beschreibt Knorre.
Aber wie kam es zur Gründung und was waren die politischen Ziele? „Die NBank war eines der großen Strukturprojekte der Regierung Gabriel, ein Reformprojekt. Die politische Motivation war es, mehr Schlagkraft und in diesem Sinne eine effektivere Wirtschaftsförderung auf die Beine zu stellen.“ Um die Grundlage für die NBank zu schaffen, sollten die entsprechenden Aufgaben aus der NORD/LB herausgelöst werden. „Mit derartigen Veränderungen macht man sich natürlich nicht nur Freunde“, verweist Knorre auf die damaligen Diskussionen. „Tatsächlich war es aber so, dass sich wenig später herausstellte, dass es aus wettbewerbsrechtlichen Gründen ohnehin eine Anpassung der Struktur hätte geben müssen.“
Ein Vorbild für die NBank fand Knorre auch in anderen Bundesländern, insbesondere in Rheinland-Pfalz, wo sie im Wirtschaftsministerium als Grundsatzreferentin tätig war. Zu dieser Zeit seien Förderbanken aber bei Weitem noch keine Selbstverständlichkeit in den Ländern gewesen. Die Vorteile lagen hingegen schon damals auf der Hand, wie Knorre beschreibt: „Eine Förderbank des Landes ist im Wettbewerb der Standorte immer ein echter Vorteil. Sie schafft zusätzliche Handlungsoptionen für Wirtschafts- und Infrastrukturvorhaben.“ Im Rückblick sieht sie das Vorhaben mehr als bestätigt. „Das Bemerkenswerte ist, dass alle Landesregierungen unterschiedlicher Couleur die N-Bank über die Jahre weiterentwickelt haben. Das zeigt, wie richtig das Konzept ist. Ich habe auch nie wahrgenommen, dass daran in irgendeiner Weise gerüttelt wurde.“ Auf Landesebene sei Politik in der Regel eben pragmatischer und näher an den Alltagsthemen als in Berlin.
Herzblut und politisches Geschick
Als Ministerin war es Knorres Aufgabe, das Konzept NBank mit Leben zu füllen und alle ins Boot zu holen, die es dafür brauchte. „Das haben wir mit viel Herzblut und Kraft getan“, so Knorre. Naturgemäß gestaltete sich das nicht immer einfach. „Die Regionen hatten durchaus Sorge, abgehängt zu werden. Die Entfernung zur neuen Förderbank in Hannover wurde als sehr groß wahrgenommen.“ Die Lösung waren Beratungsstellen als „Anker“ vor Ort. Eine Struktur, die auch über 20 Jahre später von Bestand ist.
Und wie blickt die „Geburtshelferin“ auf die von der Landesregierung angestrebte Weiterentwicklung der NBank und die Rolle der Förderbanken im Allgemeinen? „Nicht zuletzt die aktuellen Diskussionen um den Bundeshaushalt sind Beleg dafür, dass Förderinstitute wichtiger denn je sind“, führt Knorre aus. „Die Entwicklung der KfW auf Bundesebene spiegelt sich letztlich auch auf Landesebene in der Weiterentwicklung der Förderinstitute wider. Was man dabei immer wieder sagen muss: Eine Förderbank ist kein Institut, um Subventionen auszuschütten und sie ist auch kein Sondervermögen außerhalb des Haushalts. Es ist ein rechtlich einwandfreies und marktkonformes Institut in engem Netzwerk aus Hausbanken und anderen Akteuren, das letztlich dort wichtige Angebote insbesondere für kleine und mittelständische Unternehmen bietet, wo es der Markt nicht tut.“ Dabei seien es die einfachen Förderprodukte, die man auch ohne Wirtschaftsprüfer und Steuerberater versteht, die am Ende die größten Effekte erzielen.
Entsprechend zuversichtlich ist Knorre in Bezug auf den Fortbestand und die Weiterentwicklung der NBank: „Der Investitionsbedarf ist riesig. Die Transformationsphase in der wir sind, wird noch deutlich länger dauern, als wir es in den aktuellen Konzepten skizziert sehen. Ohne eine starke Förderbank wird der Prozess zusätzlich schwieriger, als er ohnehin schon ist“, so Knorre. Je stärker die Probleme auf Bundesebene seien, desto wichtiger sei eine schlagkräftige Landespolitik und in diesem Sinne auch eine gut ausgestattete Förderbank.
Hat Sie noch Ratschläge für das 20-Jährige „Kind“? „Erwachsenen Kindern soll man keine Ratschläge geben. Aber gute Wünsche habe ich in jedem Fall."