In der Bleekstraße in Hannover entstanden letztes Jahr 18 Ein-Zimmer-Apartments für ehemals Wohnungslose. Ein engagiertes Wohnprojekt mit öffentlicher Förderung.
Zwei kirchliche Träger
Auf dem Grund und Boden der Jakobi-Gemeinde Kirchrode betreibt die SWH Soziale Wohnraumhilfe GmbH seit Jahrzehnten ein Haus mit sechs Wohnungen für Menschen, die zuvor auf der Straße lebten. Das Gebäude war in die Jahre gekommen, das umgebende Grundstück lag brach. War hier nicht Platz genug, um dringend benötigte Räumlichkeiten für weitere Wohnungslose zu bauen? Das Diakonie-Unternehmen ging mit dieser Frage auf die Jakobi-Gemeinde zu. Der Vorschlag, das Gelände zu entwickeln, stieß auf Zustimmung. Zusammen wendeten sich die Gemeinde und die SWH an hanova. Das Ergebnis lässt sich sehen: hanova stieg als Bauträger in das Projekt ein. Zwecks Realisierung hat die Jakobi- Kirchengemeinde einen neuen Erbbaurechtsvertrag mit hanova geschlossen, welcher bis 2070 läuft. Das Belegrecht liegt bei der Stadt. Nun startete ein mehrjähriges Verfahren, um eine optimale Lösung für einen bezahlbaren und Lebensqualität bietenden Neubau zu entwickeln und parallel dazu Wohnraum für die noch im Altbestand verbliebenen Bewohnerinnen und Bewohner zu finden.
Wohnen und Garten
Da das Grundstück nur eingeschränkt bebaubar war und das bisherige Grundstück mit fast 5.000 qm zu groß, wurde es geteilt. Der verbleibende Gartenteil wurde an die Solidarische Landwirtschaft Hannover verpachtet. Zusammen mit einer Projektgruppe der Kirchengemeinde wird dort ein Permakulturgarten eingerichtet.
„Eine eigene Wohnung hilft nachweisbar, den gesellschaftlichen Wiedereinstieg zu schaffen. Wir sind froh, bei diesem Projekt sozialen Wohnungsbaus als Partner an Bord zu sein.“ Karsten Klaus, Geschäftsführer, hanova, Hannover
Die kommunale Bauherrin
Die Ausschreibung gewann die Firma SH-Holz und Modulbau. Sie überzeugte sowohl in Bezug auf die Kosten als auch durch die innovative Bauweise. Ingrid Weinreich leitet das Technische Management bei hanova: „Das Projekt ist ungewöhnlich. Weil wir für Mieterinnen und Mieter bauen, die dringendst eigene vier Wände brauchen. Deshalb werden alle Wohnungen gefördert. Das Haus ist außerdem innovativ konzipiert. Es wurde aus Holzmodulen mit geputzter Fassade und Gründach errichtet. Wir erreichen damit KfW70-Standard. Klimagerechtes Bauen mit Holz ist eine spannende Sache. Hier in Norddeutschland findet sich das noch nicht so oft. Im Süden, auch in Österreich, gibt es eine Tradition modernen Holzbaus.“ Üblicherweise vermietet hanova den Wohnraum, den sie errichtet, selbst. Auch das lief in der Bleekstraße anders. Die SWH mietet den gesamten Neubau zu 5,60 Euro kalt je Quadratmeter, stattet 18 Menschen mit unbefristeten Mietverträgen aus und betreut die Mietenden sozialpädagogisch. Die Apartments sind zwischen ca. 33 und 42 m² groß, mit Bad, Pantryküche und Abstellraum. Zwei der 18 Wohnungen sind behindertengerecht ausgestattet. Wir fragten hanova-Geschäftsführer Karsten Klaus: Hat das Modell das Potenzial, auch woanders realisiert zu werden? Klaus bestätigt: „Wir machen bei solch einer Initiative sofort wieder mit. Für Projekte dieser Art braucht es allerdings Grundstücke, den Bauträger und einen sozialen Träger, der vermietet und die Betreuung leistet. Unser Unternehmen bietet betreutes Wohnen im Alter an, Wohnen plus. Auch hier sind soziale Einrichtungen für die Betreuung eingebunden, die Menschen leben aber zur Miete bei uns.“
Die fördernden Institutionen
Die Stadt Hannover und die Region Hannover unterstützen das Projekt mit Baukostenzuschüssen. Aufgrund der hohen sozialen Förderwürdigkeit gibt Hannover zusätzlich über 15 Jahre einen Aufwendungszuschuss, mit dem die Mieten abgefedert werden. Die NBank ist mit einem Darlehen aus Landesmitteln dabei, das gut 60 Prozent der Baukosten abdeckt. Die Mittel kommen aus dem niedersächsischen Wohnraumförderprogramm. Kreditnehmerin ist hanova. NBankerin Ariane Achtert betreut das Vorhaben: „Solche im besten Sinne sozialen Projekte haben wir bereits gefördert. Das Gebäude liegt in einer tollen Lage, in Kirchrode am Stadtwald, es ist modern, ein schönes Haus. Dass dort heute 13 Menschen mehr als früher wohnen können, die sonst auf der Straße stehen, ist auch ein tolles Ergebnis.“ Die Abnahme des Projekts erfolgte planmäßig im Januar 2022, im Februar zogen die ersten Mietparteien ein.
„Mit der Wärmeversorgung durch eine Luft-Wasser-Wärmepumpe, ein Lüftungssystem und die Fußbodenheizung ist das Hausnach heutigen klimagerechten Standards gebaut.“ Ingrid Weinreich, Leiterin Technisches Management, hanova, Hannover