Die Umstellung auf erneuerbare Energiequellen wie Wind und Solarenergie läuft im ganzen Land unter Hochdruck – doch einige praktische Probleme der Energiewende sind bis heute nicht gelöst. Eine der größten Herausforderungen: Wind und Sonne produzieren mal viel zu viel, dann wieder viel zu wenig Energie, um den Bedarf an Strom und Wärme im Land zuverlässig zu decken.
Damit auch an windstillen und schattigen Tagen genug Energie vorhanden ist, werden effiziente und flexible Energiespeicher benötigt. Bislang sind viele Speicherechnologien aber noch nicht marktfähig. Ein niedersächsisches Unternehmen will das nun ändern: Die ELMESSThermosystemtechnik GmbH & Co. KG aus Uelzen hat den Prototyp für eine sogenannte Thermobatterie gebaut, die Solarstrom in Form von Wärme speichern kann. „Unsere Thermobatterien könnten zum Beispiel in Wohnhäusern überschüssige Energie aus Photovoltaikanlagen speichern“, sagt Projektleiter Hartmut Dreyer.
Ökologische Batterietechnologie
Dazu setzt das Unternehmen auf ein ungewöhnliches Material: Kalziumhydroxid, auch bekannt als Löschkalk. Ein großer Vorteil: Der Rohstoff speichert nicht nur Energie, sondern kommt auch ausreichend in der Natur vor. Damit ist ein umweltfreundlicher Abbau möglich. „Der Prototyp unserer Thermobatterie ist zu 100 Prozent ökologisch. Zurück in der Natur kann das Kalziumhydroxid sogar als Abfallprodukt noch dabei helfen, Böden zu entsäuern“, sagt Dreyer. Damit hat die Thermobatterie anderen Speichertechnologien einiges voraus. Denn für diese werden meist Materialien wie Lithium und seltene Erden eingesetzt. Diese Rohstoffe verursachen bei ihrem Abbau und bei ihrer Entsorgung oft Umweltschäden, sind zudem auf den Weltmärkten begehrt und entsprechend teuer. Eine Batterie auf Basis eines ökologischen und gut verfügbaren Rohstoffs wie Kalziumhydroxid könnte eine nachhaltige Energiewende unterstützen.
Förderprogramm für innovative Mittelständler
Ein Ziel, das auch die NBank unterstützt – mit einem Förderprogramm, das speziell auf Forschungs und Entwicklungsprojekte in mittelständischen und Handwerksunternehmen zugeschnitten ist. „Das Projekt ist unserer Ansicht nach seiner Zeit weit voraus, und ELMESS ist fachlich gut aufgestellt, um die Herausforderungen der neuen Technologie auf dem Weg zur Marktreife zu lösen“, sagt NBank Berater Michael Haug. Die NBank bewilligte die Förderung im Rahmen der „niedrigschwelligen Innovationsförderung für KMU und Handwerk“. Mithilfe der Förderfinanzierung konnte das mittelständische Unternehmen zwei Mitarbeiter für das Entwicklungsprojekt freistellen. So konnten sie innerhalb von nur zwei Jahren erfolgreich einen Prototyp entwickeln. „Jetzt folgen noch abschließende Feldversuche, und dann soll die Thermobatterie in drei bis vier Jahren marktreif sein“, berichtet Projektleiter Dreyer.
Innovation für die Energiewende
Der Prototyp der Thermobatterie wandelt elektrische Energie in chemische Energie um. Diese lässt sich dann wieder abrufen und in Wärme umwandeln. Der Prozess ist reversibel, er kann also beliebig oft wiederholt werden. Dafür hat ELMESS jetzt ein EU-Patent angemeldet, denn bislang ist das Verfahren in dieser Form einzigartig. „Wir können aus einer Tonne Kalziumhydroxid 500 Kilowatt Wärme speichern. Das hat außer uns noch keiner versucht“, sagt Dreyer. Die mutige Entscheidung, auf eine ganz neue Technologie zu setzen, hat sich ausgezahlt.