Über nachhaltige Bestandssanierung in Cuxhaven sprachen wir mit dem Vorstand der Siedlungsgesellschaft Peter Miesner und Uwe Santjer, Aufsichtsratvorsitzender der Siedlungsgesellschaft Cuxhaven AG und Cuxhavens Oberbürgermeister.
NBank: Wofür steht die Siedlungsgesellschaft Cuxhaven AG?
Miesner: Die Siedlungsgesellschaft bewirtschaftet 44 Beschäftigten als kommunales Unternehmen 3.000 Wohnungen. Sie wurde im Jahr 1920 gegründet, als die Stadt Wohnraum für die Arbeiterinnen und Arbeiter in der Fischindustrie brauchte. Damals entstand das Quartier Lehfeld. Heute vermietet die Siedlungsgesellschaft in der Stadt Cuxhaven preiswerten Wohnraum an breite Schichten der Bevölkerung.
NBank: Wie wurde das Quartier zum Sanierungsfall?
Miesner: Das Cuxhavener Lehfeld war Anfang der 2000er Jahre gekennzeichnet von baulichen und sozialen Missständen, hohen Kriminalitätsraten und dadurch steigenden Lerständen. In der Folge standen weit über 20 Prozent der Wohnungen leer.
Santjer: Das Quartier war aus der Zeit gefallen, mit sichtbarer Armut. Und die Stadt finanziell nicht so aufgestellt, dass sie investieren konnte. Dabei stieg die Nachfrage nach preiswerten Wohnen. Aber es ging ja nur um dringend notwendige Baumaßnahmen. Es ging auch darum, wieder Leben in das Quartier zu bringen. Im Jahr 2007 wurde das Lehfeld als förmliches Sanierungsgebiet festgelegt und in das Städtebauförderungsprogramm "Soziale Stadt" aufgenommen. Das war der Start das Gebiet zu revitalisieren.
Miesner: Ab diesem Zeitpunkt konnten auch wir ein Sanierungskonzept erarbeiten, das die Ziele Energieeffizienz und Barrierefreiheit umsetzt. Die Häuser bekamen nach und nach Wärmedämmung, Zentralheizung, ein neues Dach, barrierefreie Bäder und moderne Grundrisse.
NBank: Gelang die Aufwertung des Lehfelds?
Miesner: Seit 2013 geht es richtig aufwärts. Seitdem haben wir dort 351 sozial geförderte Wohnungen erneuert. Ist eine Wohnung fertig saniert, ist sie sofrt vermietet. Das liegt daran, dass wir günstige Wohnungen bieten. Aber preiswert ist bei uns eben nicht billig. Ohne die NBank an Bord wäre diese Qualität nicht zu realisieren gewesen.
Santjer: Das Viertel besitzt heute Lebensqualität. Es leben wieder 2.800 Menschen dort. Es gibt Angebote für Kinder, kulturelle und soziale Aktivitäten, Begegnungsräume. Das sind gute Nachrichten für unsere Stadt. Es ist tatsächlich möglich, Quartiere, die in Schieflage geraten, zu revitalisieren, sodass Menschen dort gerne hinziehen. Sicher lag das auch an dem partizipatorischen Ansatz, den die Siedlungsgesellschaft und die Stadt bei den Maßnahmen gewählt haben. Mit den Entscheidungsprozessen ist ein Wir-Gefühl der hier Lebenden entstanden. Die Bürgerinnen und Bürger im Quartier engagieren sich für ihr Viertel und füreinander.
„Das Projekt ist in mancher Hinsicht beispielhaft. Die Sanierung ist nachhaltig. Der Investor setzt nach und nach ganze Straßenzüge instand. Das Gebiet ist angeschlossen an die "Soziale Stadt". Hier findet gesamtheitliche Quartiersentwicklung statt. Es ist toll, dass wir mitfördern. “ Melanie Kirste, Wohnraumförderung
NBank: Wie hat sich die Bevölkerungsstruktur entwickelt?
Miesner: Im Lehfeld lebt ein bunter Mix an Menschen. Zwei Drittel sind im Alter am 50 Jahren. Dazu kommen junge Familien, Menschen, denen es im Leben nicht so gut erging, die hier die Miete zahlen können. Herrr Santjer sagte es, bei uns herrscht hoher Bedarf an günstigem Wohnen.
NBank: Und Ihr Ausblick?
Miesner: Wir schaffen für Menschen, die das vorher nicht hatten, ein grünes Wohnumfeld mit Qualität. Das ist das Entscheidende. 2020 sanieren wir weitere Gebäude, diesmal in der Karfangerstraße 2 bis 16. Die gegenüberliegende Straßenseite ist bereits bezogen. Bis Ende 2025 werden knapp 1.000 Wohnungen saniert sein. Zum allergrößten Teil mit Förderungen der NBank.
Santjer: Cuxhaven hat sich verändert. Wir sind heute Klima-Stadt und stehen für moderne Branchen wie die Windenergie. Die ökologisch nachhaltige Sanierung des innenstadtnahen Wohnquartiers Lehfeld gehört dazu.
NBank: Herzlichen Dank für das Gespräch!