Hochmoore sind nährstoffarme Böden, die vom Regenwasser leben. Die darauf wachsenden Torfmoose (Sphagnum spec) entwickeln sich ohne Wurzeln, untere Schichten sterben ab und bilden Torf, darauf wächst das Moos weiter. Gegenstand des Verbundprojekts Moosweit ist die Erforschung der Chancen und Voraussetzungen eines nachhaltigen Anbaus von Torfmoosen als Ersatz für Torf.
Lebende Torfmoose bewirtschaften
Das Torfwerk Moorkultur Ramsloh ist erfahren in der Bewirtschaftung von Hochmoor. Es stellt Torfsubstrate für Gärtnereien und Baumschulen her, die den Rohstoff zur Pflanzenaufzucht einsetzen. Im Verbundprojekt Moosweit sollen die Umweltbedingungen und Auswirkungen des Torfmoosanbaus auf die Fauna und Flora untersucht werden – auf 14 Hektar Pilotfläche. Zugleich dient das Projekt einer umweltgerechten Weiterentwicklung der Produktionsverfahren. Dabei setzt es auf eine Bewirtschaftung, bei welcher der Torfkörper erhalten bleibt, weil der Wasserstand wie in einem lebenden Moor bis an die Oberfläche angestaut wird.
Vier Partner, vier Teilförderungen
Am Projekt beteiligt sind außer dem Torfwerk drei weitere Partner, die ihre Expertise einbringen. Jeder von ihnen hat einen Antrag auf NBank-Förderung gestellt, mit eigenen Teilzielen. Die Verbundleitung liegt bei der Universität Greifswald. Dort wird zur Flora auf Moorböden und zur globalen Moorzerstörung geforscht. Im Projekt werden einerseits die Bedingungen bei der Kultivierung von Torfmoosen und deren Wirtschaftlichkeit untersucht. Andererseits werden Umwelteffekte bei Anbau und Ernte dokumentiert. Die Carl-von-Ossietzky-Universität Oldenburg erforscht die Libellenfauna als Anzeiger der Biodiversität auf den Pilotflächen. Die Universität Rostock analysiert die Treibhausgasbilanz über den gesamten Produktionszyklus hinweg. Das Torfwerk Moorkultur Ramsloh erprobt bei diesem Versuch erstmalig eine Torfmoosproduktion im industriellen Maßstab.
Silke Kumar ist Qualitätsmanagerin im Torfwerk. Die Gartenbauingenieurin beschreibt die Zusammenarbeit: „Wir treffen uns alle sechs Monate. Es ist immer ein konzentriertes Arbeiten, sehr strukturiert. Und es ist ein Vergnügen, wie wir zusammen fortschreiten. Unsere Partner erforschen die Effekte der Torfmooswirtschaft und erproben neue Verfahren. Wir haben die Maschinen, Fahrer, Erfahrung mit Bewirtschaftung von nassen Moorböden, außerdem besorgen wir die Flächen. Jeder tut seine Arbeit, im Verbund entsteht das große Bild. Am Ende steht mehr Wissen über den Naturraum Hochmoor und unser qualitätsgesichertes Produkt.“
„Gemeinsam erproben wir eine Bewirtschaftungsweise für Hochmoore, die Klimaschutz, Naturschutz und Wirtschaftlichkeit verbindet.“ Dipl. Ing. agr. Silke Kumar, Qualitätsmanagerin Torfwerk Moorkultur Ramsloh, Saterland
Und die Aussichten?
„Torfmooswiesen könnten vielerorts Grünland ersetzen. Das wäre eine angepasste Landwirtschaft für Hochmoorgebiete“, so das erste Fazit von Silke Kumar. „Die unsere Arbeit begleitenden Studien ergeben sowohl die Wirtschaftlichkeit einer solchen Bewirtschaftung als auch Vorteile für Klima und Environment.“ In Niedersachsen gibt es arme Moorböden. Fast drei Viertel der deutschen Hochmoore liegen in unserem Land. Sie wären durch die Torfmooswirtschaft umweltgerecht nutzbar. Das ist eine langfristige Perspektive aus dem Förderprojekt.