Virtual Reality - Digitaler wandel in kleinen und mittleren Museen
Kleine und mittelgroße Museen müssen digitaler werden, um attraktiv und wettbewerbsfähig zu bleiben. Das Museum Lüneburg zeigt gemeinsam mit zwölf Kooperationspartnern, wie der Weg in die digitale Zukunft gelingen kann: Hier können Besucher über Virtual-Reality-Brillen unter anderem die Menschen in der Steinzeit kennenlernen. Die NBank hat für das Projekt die passende Finanzierung aus EU-Förderprogrammen ermöglicht.
Im Museum Lüneburg können Besucherinnen und Besucher etwas Besonderes entdecken: Durch eine Virtual-Reality-Brille erleben sie virtuelle Welten hautnah. Sie sehen zum Beispiel eine Gruppe Urmenschen, die ein Mammut mit Speeren jagt. Oder sie sitzen mitten im Ameisenhaufen und beobachten das bunte Treiben im Rundumblick. Insgesamt gibt es sechs Themenwelten, die sich alle um die Natur drehen – mal um Bedrohung, mal um Schönheit, mal um Verantwortung. Die Resonanz: Die Besucher sind begeistert, sowohl junge wie alte. Sie gewinnen einen ganz neuen Blick auf die Vergangenheit, die Gegenwart – und in die Zukunft der Region.
Dem Museum Lüneburg geht es wie so vielen kleinen und mittelgroßen Museen: Sie müssen sich digitaler aufstellen. Nicht nur, um weiterhin attraktiv für Besucher zu sein, sondern auch, weil sie ein Nachwuchsproblem haben. „Manche Leiter und Leiterinnen der Heimatmuseen stehen vor dem Problem, eine Nachfolge zu finden. Diese fehlt oft, weil das Image des Museums angestaubt ist“, sagt die Projektleiterin Dr. Heike Düselder. Das VR-Projekt ist also gleich doppelt wertvoll für die Museen, die unter großem Veränderungsdruck stehen. Schon im Jahr 2015 hatte die Direktorin des Museums Lüneburg begonnen, ein Museumsnetzwerk in der Region aufzubauen. Denn sie ist überzeugt: Für den digitalen und gesellschaftlichen Wandel können sich die Museen nur gemeinsam rüsten.
„Man muss nachweisen, dass man etwas wirklich Neues wagt.“ Tanja Geib, Team Frauen, Eingliederung & Soziale Innovation
Als sie das VR-Projekt in Angriff nehmen wollte, warb Düselder im Netzwerk um Unterstützung – und war überrascht, dass direkt zwölf Museen mitmachen wollten. Schließlich könnte man die neuen digitalen Präsentationsformen durchaus auch als Bedrohung sehen für das klassische Museumsgeschäft. Doch die Museen in der Region haben erkannt, dass es nicht darum geht, den Museumsbesuch zu ersetzen – sondern darum, noch mehr Menschen neugierig zu machen auf die Vielfalt der Geschichten, die unsere Kulturlandschaft in Niedersachsen bietet. Und so machen nun vom Freilichtmuseum bis zum Naturschutzzentrum die unterschiedlichsten Anbieter beim VR-Projekt mit.
Die Zusammenarbeit zahlt sich aus: Aufgrund der regionalen Bedeutung hat das Projekt eine Förderung aus dem Europäischen Sozialfonds erhalten, die von der NBank verwaltet und vergeben wird. Mit dem Zuschuss, der die Projektkosten anteilig finanziert, haben Düselder und ihre Mitstreiter eine App entwickelt, sechs Themenwelten kreiert und 15 VR-Brillen angeschafft. Düselder ist stolz auf den Mut und Einsatz aller Beteiligten: „Das haben wir nur zusammen geschafft.“
Für die Museumsleiterin ist ganz klar: Wer Wissen bewahren will, muss Veränderung als Chance begreifen. Und die Vorteile des Wandels für alle sichtbar und erlebbar machen.
Zwei Fragen an Tanja Geib
Frau Geib, Sie sind Beraterin für Soziale Innovation bei der NBank und haben die Museumsstiftung Lüneburg bei der Finanzierung ihres VR-Projekts begleitet. Warum hat das Förderprogramm „Soziale Innovation“ hier so gut gepasst?
Die Richtlinie fördert innovative Projekte, die soziale Herausforderungen lösen und lokale oder regionale Bedarfe decken. Dazu passte das Virtual-Reality-Projekt der Museumsstiftung Lüneburg perfekt: Es hilft Museen in der Region dabei, für jüngere Zielgruppen attraktiv zu werden – und sich auch als Arbeitgeber an den digitalen Wandel anzupassen. Die Museumsstiftung wurde vor der Antragstellung seitens der Stelle für Soziale Innovation und von uns umfassend bezüglich der komplexen inhaltlichen und formellen Rahmenbedingungen beraten.
Was sind die Besonderheiten bei dem Programm?
Der Innovationsansatz spielt eine übergeordnete Rolle: Wer so eine Förderung in Anspruch nehmen will, muss ein sozial-innovatives Projekt realisieren, dessen Inhalt es im regionalen Kontext in dieser Form so noch nicht gibt. Man muss nachweisen, dass man mit dem Konzept lokale oder regionale Herausforderungen bewältigt, Veränderungen in der Arbeitswelt oder Daseinsvorsorge anstoßen will. Denn damit schafft man einen Mehrwert und einen Lerneffekt, der über die eigene Organisation weit hinausgeht.