Corsair, Carbon Optimized Revolutionary Spaceframe AIRcraft (CORSAIR) – der Name ist Programm. Jörg Hollmanns Traum war ein neuartiges einsitziges, einmotoriges Leichtflugzeug, das aufgrund seiner Bauweise bisher unerreichte Flugleistungen ermöglicht. Dazu brauchte es nicht weniger als eine neue Fertigungstechnologie.
Das neue Fluggerät
Die Herausforderung bei der Entwicklung: „Es sollte nicht nur ein Minimalgerät, sondern ein echtes Flugzeug werden, mit einem leistungsstarken Triebwerk, um auch eine hohe Reisegeschwindigkeit zu erreichen“, erläutert Unternehmer Hollmann. „Die Corsair ist für die hierzulande noch junge Klasse der leichten Luftsportgeräte konzipiert, und für die entsprechenden Klassen in den USA und den europäischen Hauptabsatzmärkten. Damit es den Vorgaben entspricht, mussten wir die gewollten Features bei einem sehr niedrigen Gesamtleergewicht realisieren.“
Die Basis: ein innovativer Werkstoff
Der innovative Kern der Konstruktion liegt in dem Kohlefaser-Fachwerk als tragender Struktur des Rumpfs. Neu ist die Verbindung der Streben bzw. Faserbündel – so genannter Rovings. Sie werden mittels eines Co-Bonding-Verfahrens laminiert. Das steigert die Stabilität und Festigkeit der Ultraleichtkonstruktion. Die Entwicklung dieses Leichtbauverfahrens war auch Kern der NBank-Förderung. Das Design des Corsair wird bereits erfolgreich eingesetzt. Die innovative Fertigungstechnologie macht bisher ungekannte Flugleistungen möglich. Dazu Projektträger Hollmann: „Bei höchster Strukturfestigkeit konnten wir ein Leergewicht von nur 120 Kilogramm erreichen. Die Belastungsgrenzen von +6 und -4g bei der Beschleunigung setzen neue Maßstäbe in dieser Flugzeugklasse. Damit ist das Modell hochattraktiv für Sportflieger.“
Das Projektteam
Die JH Aircraft GmbH gründete sich 2016, um das Luftsportgerät auf den Markt zu bringen. Der Firmengründer Jörg Hollmann ist selbst aktiver Pilot und Unternehmer aus Überzeugung. Mit dem Projekt setzt er 25 Jahre Erfahrung in der Flugzeugentwicklung und -konstruktion in einem eigenen Ultraleichtflieger um. Für die Entwicklung setzte der Unternehmer auf die Kooperation mit zwei Forschungs- und Entwicklungspartnern. Die AMM Enterprise GmbH, ein auf Luftfahrt spezialisierter Engineering-Dienstleister, übernahm die Berechnungen zu der Konstruktion. Die Hochschule 21, eine staatlich anerkannte private Fachhochschule in Buxtehude, prüfte die Materialeigenschaften der neuen Bauweise und unterstützte bei der Entwicklung des Fertigungsverfahrens und des aufwändigen Formenbaus für den Prototypen.
Ohne Förderung geht es nicht
„Ohne Förderung sind solche Projekte unmöglich“, resümiert Hollmann. „Das Land hat uns bei der Projektentwicklung unterstützt. Die NBank war von Anfang an ein sehr kompetenter Förderpartner. Was die späteren Mittelabrufe angeht, sind Förderkredite selbst etwas risikoreich, da es zu Verzögerungen kommen kann. Da sollte man Spielräume vorsehen. In unserem Fall wurden auch unsere Partner in dem Projekt gefördert. Das hat im Verbund die Förderquote erhöht.“ Die Entwicklung der Corsair ist abgeschlossen. Im Juni 2018 flog der erste Prototyp. Neben der Produktentwicklung wurde die JH Aircraft GmbH aufgebaut und stellt jetzt Auszubildende und erfahrene Mitarbeiter für die Fertigung ein. Die Vorarbeiten für die Serienfertigung laufen gegenwärtig. Das Kooperationsprojekt verdeutlicht anschaulich, wie Niedersachsen gezielt Innovationen im Mittelstand und den Wissenstransfer zwischen Firmen und Forschung fördert.