Lola, der Loseladen in Hannovers Südstadt, öffnete im Jahr 2015 seine Türen. Drei Jahre später kam Lola Linden dazu. Der Initiator und Geschäftsführer der Läden ist Michael Albert. Er wirbt mit dem Slogan: Unverpackt, nachhaltig, regional.
Welche Rolle spielte der MikroSTARTer bei der Gründung?
Albert: Ich hatte ein wenig eigenes Geld, einen Privatkredit sowie ein Bankdarlehen. Außerdem unterstützte die Region Hannover Lola als Leuchtturmprojekt mit einem Gründungszuschuss aus dem Klimaschutzfonds. Dazu kam der MikroSTARTer-Kredit der NBank. Man bekommt ihn ohne Sicherheit, legt einzig einen schlüssigen Businessplan vor. Das Darlehen ist recht flexibel. Ich kann, wenn Mittel frei sind, in jeder Höhe tilgen. Der Mikrostarter war mein finanzieller Rückhalt zum Abfedern von Liquiditätsengpässen.
Wie funktioniert der Loseladen?
Albert: Lola vertreibt 400 Produkte, überwiegend aus ökologischem Anbau oder aus der Region. Zu Beginn war es schwierig, Lebensmittel zu beschaffen. Wir wollten große Gebinde, die möglichst wenig Verpackung verbrauchen. Am liebsten hätten wir Verpackungen in Pfandgefäßen. Zuerst belieferten uns Gastronomie-Großhändler. Aber die haben kaum Bioqualität. Bio-Großhändler waren bei den Verpackungen nicht nachhaltig. Mit der Zeit wurde es besser.
Warum?
Albert: Die Unverpackt-Läden haben sich 2018 in einem Verband organisiert; ich bin im Vorstand. Wir machen Lobbyarbeit. Die Lieferanten kennen uns. Immer mehr von ihnen erproben nachhaltige Verpackungssysteme. So werden wir in gewisser Weise zu einem Motor für nachhaltige Lieferprozesse.
„Der MikroSTARTer ist ein Darlehen ohne bankübliche Besicherung – speziell für kleine Existenzgründungen, für die Banken häufig keine Finanzierung ermöglichen können. Seit etwa zwei Jahren erreichen uns immer mehr Anträge zu Projekten mit umweltorientierter Ausrichtung, speziell zur Herstellung und Vertrieb nachhaltiger Produkte. Das ist eine tolle Entwicklung, die sich erkennbar weiter fortsetzt. Nicht zuletzt werden dadurch auch Arbeits- und Ausbildungsplätze geschaffen oder erhalten.“ Frank Löll, NBank-Berater Wirtschaftsförderung
Sie kaufen von Bio-Großhändlern?
Albert: Nicht nur. Wir kaufen viel bei Betrieben in der Region, zum Beispiel Obst und Gemüse. Die Milchprodukte liefert uns ein Bauer. Wir betreiben eine Milchtankstelle, die einzige Anlage in einem deutschen Unverpackt-Laden. Für uns ist auch Nonfood wichtig, Kosmetik und Waschartikel. Auch hier lässt sich mit Pfandkanistern viel Verpackung einsparen. Mikroplastik ist gar kein Thema bei uns.
Wie sind die Preise bei Lola?
Albert: Man muss eins bedenken: Bei herkömmlichen Waren werden Kosten an die Gemeinschaft externalisiert, also Umwelt- und Gesundheitsschäden durch unachtsame Herstellungsprozesse und die Entsorgung gigantischer Müllmengen. Diese Kosten gehören aber in den Produktpreis. Auch niedrige Löhne und problematische Arbeitsbedingungen in entlegenen Erzeugerländern verfälschen den Preis. Unsere Preise sind kalkuliert für nachhaltig bereitgestellte Ware und schließen die umweltverträgliche Entsorgung der notwendigen Lieferantenverpackungen mit ein. Mit gutem Enthusiasmus halten wir das Preisniveau von Bioläden. Gewinne erzielt Lola seit dem dritten Jahr.
Loseläden sind ein relativ neuer Trend. Wie sehen Sie die Perspektiven?
Albert: Wir wirtschaften gemeinwohlorientiert. Der Fokus liegt auf der Umwelt und den Arbeitsbedingungen, übrigens auch bei Lola selbst. Lola ist ein Schutzraum für Mitarbeiter und Kunden. Über das Sortiment entscheiden wir im Team. Der Profit stellt sich ein, wenn diese Bedingungen stimmen. Ich bin überzeugt, dass diese Priorisierung des Gemeinwohls auf Dauer erfolgreich sein wird.
Wie ist Lola aufgestellt?
Albert: Wir haben konsequent von Anfang an auf Nachhaltigkeit bestanden, sei es bei der Ladeneinrichtung oder der Auswahl der Lieferanten oder dem Sortiment. Kompromisse machen wir nur, wenn wir sie gut begründen können und sie vor dem Team bestehen. Wir waren der erste ausbildende Loseladen in Europa. Gerade gründen wir den dritten Laden in der Lister Meile. Wir wachsen kontrolliert entsprechend den Bedürfnissen unserer Kunden. Mit vielfältigen Aktionen wie Workshops oder Vorträgen schärfen wir das öffentliche Bewusstsein. Ich denke, wir bieten damit eine interessante Alternative zu den herkömmlichen Nahversorgern.
Vielen Dank für das Gespräch!