Jedes Jahr erkranken in Deutschland etwa 1.000 Menschen an Brustfellkrebs. Die Überlebenschancen sind bedrückend gering: Meist bleiben Betroffenen nur wenige Monate. Auch Operationen oder Chemotherapien sind häufig wirkungslos und schwächen Patienten zusätzlich. Bei Krankheiten wie dem Brustfellkrebs kommen etablierte Behandlungsformen an ihre Grenzen. Forschende Pharmaunternehmen können helfen – indem sie wirksamere Alternativen finden. Doch ganz neue, noch unerforschte Therapieformen zu entwickeln, bringt unternehmerisch ein großes Risiko mit sich. Viele Forschungsprojekte schaffen es nie bis zur Marktreife.
Kooperation mit Forschungsinstitut
Der niedersächsische OnkologieSpezialist Pharma Resources will es trotzdem wagen: Zusammen mit der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) forscht das mittelständische Unternehmen aus Hameln zurzeit an einem innovativen Therapieverfahren. Die Idee entwickelte Detlef Lürig, Geschäftsführer von Pharma Resources, bereits im Jahr 2015: „Medikamente, die bei der klassischen Chemotherapie bislang großflächig eingesetzt werden, wollen wir lokal und niedrig dosiert anwenden.“ Die Medikamente sollen also nicht länger in Form von Tabletten oder Infusionen verabreicht werden, sondern direkt dort zum Einsatz kommen, wo sich Krebszellen festgesetzt haben.
"Medikamente, die bei der klassischen Chemotherapie bislang großflächig eingesetzt werden, wollen wir lokal und niedrig dosiert anwenden".
Finanzierung mit EU-Fördermitteln
Lürig und sein Team entwickelten das Verfahren zunächst in der Theorie: Am Brustkorb wird ein kleiner Schnitt gesetzt, durch den ein Katheter in den PleuraSpalt – so wird der Raum zwischen Lungen und Rippenfell bezeichnet – eingeführt wird. Durch diesen leiten die Ärzte einen Medikamentennebel, auch Aerosol genannt, in den Hohlraum der Lunge. Dieser greift die Krebszellen an und zerstört so den Tumor. So weit die Idee. Gemeinsam mit der Medizinischen Hochschule wollte Lürigs Team testen, ob und wie sich das neuartige Prinzip in der Praxis umsetzen lässt. Die Experten der NBank empfahlen zur Finanzierung das Niedersächsische Innovationsförderprogramm für Forschung und Entwicklung in Unternehmen (IFP) und unterstützten bei der Antragstellung für das Programm, das sich auch aus EUMitteln finanziert.
„Es ist uns gelungen, ein bewegliches Kathetersystem zu entwickeln, das die Anwendung der Chemoaerosol Therapie erleichtert. Wenn das Verfahren zugelassen wird, könnte es vielen Menschen helfen. In Zukunft könnte es zum Beispiel auch bei Blasen- oder Darmkrebs zum Einsatz kommen.“ Jens Abel, Projektleiter
Dranbleiben lohnt sich
Im Jahr 2019 konnte es losgehen. Doch während der Coronapandemie musste die Forschung in dem Kooperationsprojekt dann mehrere Monate stillstehen. Die NBank unterstützte das Projekt in dieser schwierigen Situation und verlängerte den Förderzeitraum. Die gemeinsame Kraftanstrengung hat sich allen Widrigkeiten zum Trotz gelohnt: „Es ist uns gelungen, ein bewegliches Kathetersystem zu entwickeln, das die Anwendung der ChemoaerosolTherapie erleichtert“, berichtet Projektleiter Jens Abel. Jetzt gehe die Arbeit erst richtig los, berichtet er: Zunächst will Pharma Resources die Laborergebnisse publizieren. Im Anschluss sind dann klinische Studien geplant. „Der Weg von der ersten Idee bis zum fertigen Therapieverfahren ist lang“, sagt Abel. Doch es lohnt sich, dranzubleiben: „Wenn das Verfahren zugelassen wird, könnte es vielen Menschen helfen. In Zukunft könnte es zum Beispiel auch bei Blasen oder Darmkrebs zum Einsatz kommen.“