Das Team der Beratungsstellen für mobile Beschäftigte unterstützt Beschäftigte aus dem Ausland in der Wahrnehmung ihrer Rechte und Interessen. Ziel ist es, sie vor unzumutbaren Lebens- und Arbeitsbedingungen zu schützen. Seinen Ursprung hatte das Projekt 2013 und begann mit einer Förderung der NBank. Die Umsetzung erfolgt durch den Bildungsvereinigung Arbeit und Leben. Im Gespräch beleuchtet Geschäftsführer Maximilian Schmidt den Hintergrund des Projekts und gibt Einblick in die Arbeit der Beratungsstellen.
Entstehung der Beratungsstellen
Das Vorhaben geht auf die damalige rot-grüne Regierungskoalition in Niedersachsen zurück. Damals kamen vermehrt Osteuropäerinnen und Osteuropäer auf Basis der Arbeitnehmerfreizügigkeit nach Niedersachsen. Allerdings taten sie dies unter teilweise problematischen Umständen. Maximilian Schmidt beschreibt: „Wir haben damals Menschen betreut, die keine Arbeitsverträge hatten, denen Lohnzahlungen vorenthalten wurden, die unter widrigsten Umständen untergebracht wurden. Mit den Beratungsstellen wurde erstmals ein Angebot in Niedersachsen geschaffen, um Menschen aus ganz Europa kostenfrei, auf Wunsch auch anonym, und vor allem in ihrer jeweiligen Muttersprache zu beraten.“
Das Angebot hat sich etabliert, es wird rege genutzt. So berät das zwölfköpfige Team pro Jahr rund 3.400 Menschen im gesamten Land. Die Gespräche finden sowohl in den Beratungsstellen, aber auch mobil in Betrieben, Sammelunterkünften oder bei entsprechenden Tätigkeiten auch auf den Feldern statt. Die Beraterinnen und Berater decken fast alle in Europa vertretenen Sprachen ab, einen Schwerpunkt bildet dabei der osteuropäische Raum.
Wachsender Bedarf
Seit 2013 haben sich schrittweise Beratungsstellen in Hannover, Oldenburg, Braunschweig, Lüneburg und Osnabrück als feste Institutionen etabliert. ,,Es gibt nach wie vor erheblichen Beratungsbedarf. Es sind längst nicht alle Missstände abgestellt“, ordnet Schmidt ein. „Der Punkt ist ja: Wenn Arbeit überall fair laufen würde, bräuchten wir gar keine Beratungsstellen. Das Gegenteil ist allerdings der Fall – allein in 2023 haben wir bereits weit über 200 Arbeitsgerichtsverfahren begleitet, bei denen Arbeitskräfte aus ganz Europa hier vor Gericht für ihren Lohn oder gegen rechtswidrige Kündigungen vorgehen mussten. Deshalb wird es unsere Beratungsstellen auch künftig geben müssen.“ Das Angebot der Beratungsstellen entwickelt sich stetig weiter. Der Beratungsbedarf sei angestiegen: „2023 war ein Rekordjahr in Puncto Beratungszahlen “, so Schmidt. „Wir arbeiten in unserer Tätigkeit auch nicht allein, sondern in einem festen Netzwerk mit den Landesbehörden, den Kommunen, dem Zoll, der Justiz und auch der Polizei. Diese Netzwerke wollen wir weiter stärken, auch um neuen Formen der Arbeitsausbeutung gezielt begegnen zu können.“
Faire Arbeitsbedingungen für alle
Das Projekt entstand vor zehn Jahren, die Ziele sind unverändert: „Wir wollen gute und faire Arbeitsbedingungen für alle Menschen in Niedersachsen sicherstellen, egal, ob man von hier ist oder von woanders zur Arbeit herkommt. Die Beratungsstellen sind das Instrument, um dieses Ziel praktisch umzusetzen – mit dem Konzept Hilfe zur Selbsthilfe. Wir machen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer stark, für ihre Rechte wirksam einzutreten“, bringt Schmidt die Mission der Beratungsstellen auf den Punkt.
Zehn Jahre Förderung von Beratungsstellen für mobile Beschäftigte
Die Förderung „Beratungsstellen für mobile Beschäftigte“ wurde 2013 ins Leben gerufen, als die NBank ihre Unterstützung für dieses wegweisende Projekt zusicherte. Die Förderung deckt unter anderem Personalausgaben, Transportkosten und Materialaufwände ab. Die Bewilligungen des Projektes werden im dreijährigen Rhythmus ausgestellt. Die Fortsetzung der Förderung für das Projekt im Zeitraum vom 1. Januar 2024 bis zum 31. Dezember 2026 steht bereits fest.
„Mein Team und ich begleiten das Projekt seit der Gründung der ersten Beratungsstelle in Oldenburg im September 2013. Die fünf miteinander vernetzten Beratungsstellen sind primär Anlaufstellen für Arbeitsmigrantinnen und Arbeitsmigranten in Niedersachsen, die häufig für viel zu niedrige Löhne und unter weiteren unzumutbaren Bedingungen arbeiten. Damit diese Menschen und ihre Arbeitskraft nicht ausgebeutet werden, können sie sich individuelle Unterstützung und Rat bei den Beratungsstellen holen. Dass das Land Niedersachsen die Beratungsstellen schon seit über zehn Jahren fördert zeigt mir, dass hier ein wichtiges Instrument zur Bekämpfung prekärer Arbeitsbedingungen geschaffen wurde und der Bedarf an Unterstützung weiterhin besteht.“ Ivonne Müller, Teamleiterin Förderung von Beschäftigten, NBank