Perspektiven für Niedersachsen bis 2040
Die Analysen des Berichts zeigen eine große Vielfalt allgemeiner und spezifischer Herausforderungen, vor denen Kommunen und Wohnungsmarktakteurinnen und -akteure in ihrem täglichen Handeln stehen. Gleichzeitig gibt es viele Möglichkeiten, diesen Herausforderungen zu begegnen. Diese Schlussbetrachtung soll die Befunde und Ergebnisse in Kernaussagen zuspitzen und deutlich machen, welche zentralen Aspekte für die strategischen Ansätze aufzugreifen sind.
Wohnungspolitik ist Klimaschutzpolitik
Klimaschutz ist eine große globale Herausforderung und erfordert damit planvolles und gemeinsames Handeln in vielen Bereichen und Branchen. Gerade im klassischen Wohnungsneubau wird überwiegend CO₂ freigesetzt, anstatt es zu binden. Eine gezielte Ausrichtung und Priorisierung der Bestandsanpassungen würde den Beitrag des Wohngebäudesektors zum Klimaschutz voranbringen und ggf. sogar weniger – CO2-intensiven – Neubau notwendig machen. Gleichwohl ist Klimaschutz im Wohnungsbereich nicht nur bei Investitionen in den energetischen Standard oder in die Energieversorgung relevant, sondern gerade hier werden auch Verhaltensänderungen der Haushalte deutlich spürbar – beim Heizen, Pendeln, aber auch bei Realisierung der Eigenheimbedarfe im Bestand statt im Neubau. Der Wohnungsbestand ist also effizient auszunutzen, bevor Wohnungsneubau ins Spiel kommt. Wenn dieser geplant wird, dann so, dass alle Anforderungen an die Zukunftsfähigkeit erfüllt werden (Klimaschutz, alternde Bevölkerung, Bezahlbarkeit).
Bedarfsgerechte Wohnungen in allen Landesteilen benötigt
Wohnungsneubau wird in unterschiedlichem Maße und unterschiedlicher Art landesweit benötigt, denn die Nachfrage nach Wohnraum bleibt unverändert hoch. Dies betrifft vor allem die Städte und zunehmend deren Umland. Das Umland erfährt als Zuzugsraum eine vielfältigere Nachfrage. Dies zeigt auch: Es braucht nicht überall und zu jeder Zeit alle Wohnungstypen in allen Segmenten, sondern hierfür jeweils eine fundierte Analyse der konkreten Bedarfe. Zu berücksichtigen sind die zunehmende Alterung der Bevölkerung in Niedersachsen und die daraus resultierenden Anforderungen an Wohnraum für Senioren und kleine Haushalte. Je nach Lebensphase wird anderer Wohnraum benötigt – und ebenso je nach Lebenssituation. Bedarfsgerecht umfasst in diesem Zusammenhang auch die Kosten des Wohnens. Die individuelle Bezahlbarkeit ist dabei abhängig von der Haushaltskonstellation und spezifischen Bedarfen bezogen auf die Art und Lage der Wohnung.
„Weil wir unsere Energie- und Klimaziele erreichen wollen und müssen, soll unser Gebäudebestand bis 2045 klimaneutral sein.“ Olaf Lies, Niedersächsischer Minister für Umwelt, Energie, Bauen und Klimaschutz
Wissensbasierte Entscheidungen vor Ort treffen
Wohnungspolitische Entscheidungen haben häufig eine langfristige Perspektive. Darum gilt es, die strategischen Entscheidungen auf Grundlage möglichst objektiver und fundierter Informationen zu treffen. Klassische Themen des Monitorings sind hierbei nachfrageseitige Betrachtungen wie Bevölkerungsentwicklungen, Wanderungsbewegungen, aber auch die Altersstruktur vor Ort. Angebotsseitig sind dabei Aspekte wie Fertigstellungen, Preisentwicklungen in Bauland, Eigentum und Miete, aber auch Leerstand oder die Flächennutzung in einem Kataster hilfreich zur Bewertung der Situation vor Ort. Betrachtungen zu dem energetischen Standard der Wohngebäude stehen bislang häufig noch nicht im Fokus. Dies entwickelt sich jedoch gerade mit Blick auf die zu erreichenden Klimaziele zu einem zentralen Handlungsfeld. Die entsprechenden Informationen sind in Gänze häufig nur den Eigentümerinnen und Eigentümern bekannt. Neue Monitoringsysteme können hier Kommunen einen Überblick über den energetischen Gesamtzustand der Gebäude vor Ort ermöglichen und damit die Grundlage für eine gleichermaßen klima- wie bedarfsgerechte kommunale Wohnungspolitik schaffen.
„Der Wohnungsmarkt braucht eine langfristige, strukturelle Verbesserung.“ Dr. Susanne Schmitt Verbandsdirektorin – Verband der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft in Niedersachsen und Bremen e. V.